Wie kann man dem Alkoholismus vorbeugen?

In unserer Gesellschaft wäre es sicher ein unerreichbares Ziel, den Alkohol ganz allgemein zu verbieten. Alkohol hat in unserer jahrtausendlangen Tradition einen so festen Platz eingenommen, dass sich für ein Verbot in der Bevölkerung kein Verständnis gewinnen ließe. Außerdem zeigen viele Beispiele in anderen Ländern, dass ein Alkoholverbot keine Lösung des Problems "Alkoholismus" bedeutet. Wir müssen vielmehr mit dem Alkohol als Bestandteil unserer Gesellschaft leben. Einem erhöhten Alkoholkonsum kann jedoch vorgebeugt werden:

durch eine Verminderung des Alkoholangebots: Möglichkeiten dafür wären z.B. Erhöhung der Alkoholsteuer, Verbilligung alkoholfreier Getränke, Verbot des Alkoholverkaufs in Autobahnraststätten und Tankstellen, Alkoholverbot in den Betrieben während der Arbeitszeit, weniger Werbung für alkoholische Getränke;

durch bessere Informationen über Alkohol und Alkoholgefahren: Möglichkeiten dafür wären z. B. vermehrte Informationen in den privaten Betrieben und öffentlichen Organisationen (Polizei, Bundeswehr, Sportvereine, Verwaltungen usw.) und eine "Alkoholerziehung" in den Schulen (etwa ähnlich der Verkehrs- oder Sexualerziehung). Vor allem muss das Bewusstsein geweckt werden, dass Alkohol nicht mit anderen Genussmitteln wie Schokolade u. ä. verglichen werden kann;

durch Bekämpfung der sozialen und psychischen Ursachen des Alkoholismus: Möglichkeiten dafür wären z.B. aktive Finanz- und Sachhilfe bei wirtschaftlich schlecht gestellten Familien, Förderung von Erziehungs-, Ehe-, Familien- und Lebensberatungsstellen; durch die Mithilfe von Zeitungen, Radio und Fernsehen könnte weiterhin die öffentliche Meinung abgebaut werden, dass derjenige ein "Mann" sei, der viel Alkohol trinke, und derjenige ein "Schwächling", der nichts trinke. Vor allem ist aber nötig die rechtzeitige und wirksame Behandlung von psychischen Störungen und zwischenmenschlichen Spannungen, die oft zum Alkoholmissbrauch Veranlassung geben.

Wichtig ist in jedem Fall: Je früher die Alkoholgefährdung erkannt und bekämpft wird, desto größer ist die Chance, ihr zu entrinnen!

Was können speziell Betriebe vorbeugend tun?

Da die meisten Menschen einen Großteil ihres Lebens an einem Arbeitsplatz zubringen und dort auch arbeitsplatzspezifischen Trinkgewohnheiten ausgesetzt sind, kann ein Betrieb bei der Vorbeugung gegen den Alkoholmissbrauch und die Alkoholabhängigkeit eine große Rolle spielen.

Die Vorbeugung muss dabei auf verschiedenen Ebenen geschehen und über längere Zeit durchgeführt werden. So hat sich herausgestellt, dass Einzelaktionen (z.B. Aufklärungsvorträge) meistens nur recht geringen Erfolg haben. Es ist nämlich gar nicht leicht, seit Jahren eingeschliffenes Trinkverhalten und die positiven Einstellungen zum Alkohol, also das "Alkoholimage" zu verändern. Insofern wäre es auch falsch, durch solche vereinzelten Aktionen kurzfristige Erfolge erwarten zu wollen.

Viel besser ist es, in kleinen Schritten vorzubeugen. Ein erster Schritt könnte sein, den/die alkoholabstinenten Mitarbeiter zusammen mit anderen Interessierten zu einer Betriebsgruppe zusammenzufassen, die durch oftmalige selbstorganisierte Aktionen die übrigen Mitarbeiter über Alkohol und seine Probleme informiert und aufklärt. Zu denken wäre hier an "konzertierte Aktionen" wie z.B. wiederholte Vorträge und Plakatveranstaltungen, um das bislang positive "Image" des starken Alkoholkonsumenten zu verändern, und an ständige Informationen durch Anschläge am Schwarzen Brett über Hilfe- und Beratungsmöglichkeiten.

Aus dieser Betriebsgruppe ließe sich ein Vertrauensmann benennen, der den Mitarbeitern sozusagen als "Anlaufstelle" zu bestimmten Zeiten zu persönlichen Gesprächen zur Verfügung steht und für diese Zeit auch freigestellt wird.

Zugleich sollten innerhalb des Betriebs Zielgruppen auf den verschiedenen Ebenen der Betriebshierarchie bestimmt werden (z.B. Lehrlinge, Meister, Verwaltungsangestellte, Betriebsrat), die – u.U. auch durch externe Fachleute – über das Alkoholproblem informiert und für den Umgang mit alkoholauffälligen Kollegen geschult werden.

Alle diese Maßnahmen sollten dabei eingebettet sein in ein Präventivprogramm, das folgende Ziele umfasst:

  • Änderungen der Trinkgewohnheiten im Betrieb, d. h. Trinkanlässe abbauen und z. B. Geburtstage u. ä. alkoholfrei feiern;
  • das Image alkoholfreier Getränke im Betrieb heben, d. h. alkoholfreie Getränke (auch alkoholfreies Bier!) zu niedrigem Preis anbieten;
  • die Griffnähe alkoholischer Getränke vermindern, d.h. beispielsweise die Bierautomaten so platzieren, dass der ständige Zugang zu ihnen erschwert wird;
  • dem/den Vorgesetzten und den Betriebs-/Personalräten ihre Vorbildwirkung bewusst machen und sie in ihrem vernünftigen Umgang mit Alkohol stärken.