Welche Ursachen spielen für die Entstehung des Alkoholismus eine Rolle?

Bei der Entstehung des Alkoholismus wirken wie bei jeder anderen Abhängigkeit 3 Bedingungen zusammen:
1. die Eigenwirkung des Alkohols,
2. der Mensch in seinen körperlichen und psychischen Eigentümlichkeiten,
3. die Umgebung, z. B.
– Elternfamilie,
– gegenwärtige Familie und Beruf,
– Arbeitsplatz,
– Trinksitten,
– Einstellung der Öffentlichkeit zum Alkohol und zum Alkoholkranken.

Welche Eigenwirkung hat der Alkohol?

Alkohol hat eine vierfache Funktion:

Nahrungsmittel

Er enthält viele Kalorien (7,lkcal/g ~ 30kJ/g). Er trägt deshalb nicht unerheblich zur Entstehung von Fettleibigkeit bei (wie vor allem Biertrinker wissen). Überdies schädigt Alkohol in höheren Mengen bzw. bei längerem Konsum den Stoffwechsel. Es kommt zum Auftreten giftiger Stoffwechselzwischenprodukte, außerdem wird das Gleichgewicht der Blutzusammensetzung (z.B. durch Freisetzung von Fettstoffen und Eingriffe in den Zuckerhaushalt) gestört. Da Alkohol bei seinem Abbau zusätzlich Vitamine (der B-Gruppe) verbraucht, kann er zur Entstehung von Vitaminmangelzuständen beitragen, zudem er auch deren Aufnahme aus dem Darm stört. Viele Alkoholkranke ernähren sich überdies vitaminarm. Es besteht deshalb bei ihnen die Gefahr von schweren Vitaminmangelkrankheiten (z. B. Korsakow-Syndrom und Nervenentzündung).

Da Alkohol nicht direkt im Muskelstoffwechsel verwertet werden kann, bewirkt er trotz seines Kaloriengehaltes kaum eine Steigerung der Muskelkraft.

Genußmittel

Viele wohlschmeckende Getränke (z. B. Bier, Wein) enthalten Alkohol. Zahlreiche Menschen schätzen alkoholische Getränke aber weniger wegen ihres Wohlgeschmacks, sondern wegen ihrer psychischen Wirkungen. Alkohol kann – in kleinen Mengen genossen -mithelfen, die Stimmung zu verbessern, Angst und Spannung zu vermindern, Hemmungen abzubauen ("… daß der Wein erfreue des Menschen Herz", heißt es im Alten Testament!). Darin liegt aber zugleich eine Gefahr des Alkohols.

Rauschmittel

Beim Genuss größerer Alkoholmengen, besonders wenn sie innerhalb kurzer Zeit konsumiert werden, kommt es zu einer rasch einsetzenden Verschlechterung der Hirnfunktionen: Die Wahrnehmungsfähigkeit lässt nach, viele Gegenstände werden nicht mehr richtig oder zu langsam erkannt. Auch die motorische Geschicklichkeit verschlechtert sich erheblich, man tut sich schwerer, bestimmte Handlungen zu verrichten, vor allem, wenn sie ungewohnt sind. Man wird unsicher auf den Beinen, die Sprache wird undeutlich und lallend. Auch das übrige Verhalten verändert sich: man wird enthemmt und geschwätzig, macht Äußerungen, die man in nüchternem Zustand nie gesagt hätte, wird leicht erregbar und aggressiv, oft auch recht unruhig und laut. Die Stimmung steigert sich immer mehr ins Heitere, schlägt dann aber oft um ins Depressive ("heulendes Elend"). Wird der Alkoholgenuss fortgesetzt, kommt es schließlich zu starker Müdigkeit und dann zum Schlaf. (Manche Menschen reagieren auf Alkohol unmittelbar mit starker Müdigkeit.) Dieser Zustand der "akuten Alkoholüberdosierung" wird Rausch genannt. Ähnliche Zustände treten nach der Einnahme von anderen Drogen, wie Schlafmitteln und starken Schmerzmitteln, auf.

Zahlreiche Menschen empfinden den Rausch als einen sehr angenehmen Zustand, den sie bewusst suchen, d. h. sie trinken Alkohol um seiner berauschenden Wirkung willen.

Gift

Siehe die körperliche Schäden und psychische Störungen durch Alkoholmissbrauch.

Wie verändert sich die psychische Leistungsfähigkeit unter akuter Alkoholeinwirkung?

Häufig wird die Frage gestellt, welche Veränderungen in den verschiedenen psychischen Funktionsbereichen wie Wahrnehmung, Stimmung, Gedächtnis u. ä. nach dem Genuss von bestimmten Alkoholmengen eintreten. Aus vielen wissenschaftlichen Untersuchungen wissen wir, dass es durch Alkohol zu schweren Veränderungen im psychischen Leistungsbereich kommt, dass dabei aber nicht nur die Höhe des Blutalkoholspiegels eine Rolle spielt, sondern z.B. auch die momentane körperliche Verfassung des Betreffenden, sein momentaner seelischer Zustand, seine äußere Umgebung, in der er den Alkohol trinkt u. v. a. m. Wir können deshalb nicht sagen, dass mit einem bestimmten Blutalkoholspiegel auch ganz bestimmte Alkohol- oder Veränderungserscheinungen in der psychischen Leistungsfähigkeit eines Menschen direkt verbunden sind. Insofern ist z. B. auch die 0,8-Promille-Grenze für eine Ordnungswidrigkeit im Straßenverkehr eine Grenze, auf die man sich nach Anhörung verschiedenster Experten geeinigt hat, in dem Wissen, dass bei einem solchen Blutalkoholspiegel bei den meisten Menschen mit so starken psychischen Veränderungen gerechnet werden muss, dass die Verkehrssicherheit entscheidend beeinträchtigt ist. Sicher gibt es aber auch Menschen, die bereits bei geringerem Blutalkoholspiegel in ihrer psychischen Leistungsfähigkeit stark eingeschränkt werden.

Steigert Alkohol das sexuelle Leistungsvermögen?

Alkohol vermag in keinem Fall das sexuelle Leistungsvermögen zu steigern. Unter einer kleinen Alkoholmenge können zwar manchmal sexuelle Hemmungen abgebaut werden, so dass sexuelle Beziehungen leichter eingeleitet werden können, andererseits beeinträchtigt der Alkohol aber die sexuelle Aktivität und das sexuelle Erleben.

Häufiger Alkoholmissbrauch verringert die gesamte sexuelle Leistungsfähigkeit durch eine Verminderung der Sexualhormone, die für die sexuelle Leistungsfähigkeit nötig sind, und durch Schädigung des Nervensystems, welches auch für die Weiterleitung der sexuellen Erregung vom Gehirn zum Genitalbereich verantwortlich ist.

Mit welchen körperlichen Eigentümlichkeiten hängt die Entstehung des Alkoholismus zusammen?

Es gibt keine körperliche Krankheit, die zwangsläufig zum Alkoholismus führt. Allerdings scheinen Erbeinflüsse eine gewisse Rolle zu spielen. Durch längeren intensiven Alkoholkonsum kommt es aber regelmäßig zu einer Anpassung des Körpers an den Alkohol. Der Mensch verträgt dann mehr Alkohol (Toleranzentwicklung). Wird in diesem Zustand der Alkohol plötzlich weggelassen, können sehr unangenehme Beschwerden (sogenannte Entzugserscheinungen) auftreten.

Ist Alkoholismus erblich?

Es ist seit langem bekannt, dass sich in bestimmten Familien der Alkoholismus häuft. Dafür sind Einflüsse der Vererbung ebenso verantwortlich zu machen wie Umwelteinflüsse.
Verschiedene Untersuchungen zeigen eindeutig, dass Erbeinflüsse eine Rolle spielen. Bei erbgleichen Zwillingen ist der Alkoholismus bei beiden Zwillingspartnern häufiger als bei nicht erbgleichen Zwillingen. Werden Kinder von Alkoholkranken im frühen Säuglingsalter von Eltern adoptiert, die nicht alkoholkrank sind, so erkranken sie dennoch häufiger am Alkoholismus als andere Adoptivkinder. Auch Beobachtungen an Tieren sprechen für Erbeinflüsse bei der Entstehung des Alkoholismus.

Es ist aber heute noch nicht möglich zu bestimmen, in welchem Umfang die Erbeinflüsse im Verhältnis zu den Umwelteinflüssen wirksam sind. Auf keinen Fall lässt sich aus der Wirksamkeit der Erbeinflüsse jedoch schließen, dass Kinder alkoholkranker Eltern selbst alkoholkrank werden müssen!

Von den Erbeinflüssen streng zu trennen ist die direkte Giftwirkung des Alkohols auf den Embryo bei schwerem Alkoholmissbrauch der Mutter (Alkoholembryopathie).

Welche Rolle spielt das Beispiel der Eltern für die Entstehung des Alkoholismus?

Häufig stammen Alkoholkranke aus Familien, in denen schon ein Elternteil alkoholkrank war. Verschiedentlich ist deshalb beim Alkoholismus über die Einflüsse der Erbanlagen der Eltern diskutiert worden.

Zweifellos spielen aber auch Umwelteinflüsse eine wesentliche Rolle. So ist bedeutsam, wenn ein Kind von seinem Vater (oder von seiner Mutter) nicht gelernt hat, Probleme in der richtigen Form zu bewältigen. Obwohl der Jugendliche den Alkoholismus seines Vaters ausgesprochen negativ erlebt hat, kann er schließlich das "Vorbild" des Vaters übernehmen und jetzt trinken, um seine eigenen Probleme zu lösen ("Modell-Lernen").

Weiterhin wissen wir, dass Kinder ganz allgemein die nächsten Bezugspersonen, also vorwiegend die Eltern, nachahmen. Wie bekannt, trinken die Alkohol-"Normalverbraucher" vornehmlich dann, wenn sie sich wohl fühlen und äußern sich auch diesbezüglich ("Hm, das schmeckt!"). Will das Kind sich nun auch "wohl fühlen", so sagen wir: "Alkohol ist nichts für Kinder!" und verbieten, ohne dass wir dies weiter begründen. Ohne eine Begründung aber rufen wir beim Kind die Überzeugung hervor, es würde ihm etwas ausgesprochen "Gutes" vorenthalten. Oder z. B. im Bekanntenkreis, wenn alle beieinandersitzen und das Kind dann tatsächlich aus dem Glas eines Anwesenden mit/oder ohne das Glas abzusetzen trinkt: Alle verstummen, jeder achtet auf das Kind, wie viel es trinken kann und lachen, wenn jemand sagt: "Wie der trinkt, ein echter Sohn seines Vaters!" Wir bedenken dabei nicht, dass wir den Wert des Alkohols für das Kind verstärken!

Ganz allgemein können wir deshalb sagen: Je häufiger und ausgiebiger im Elternhaus Alkohol getrunken wird, umso größer ist die Wahrscheinlichkeit für die Kinder, später auch ständig und viel Alkohol zu konsumieren.

Welche Rolle spielen Konflikte in Familie und Beruf für die Entstehung des Alkoholismus?

Im Prinzip kann jeder Konflikt Auslöser für die Entstehung erhöhten Alkoholkonsums sein, so auch ein Konflikt im familiären oder beruflichen Bereich. Der erhöhte Alkoholkonsum ruft jedoch wieder familiäre Schwierigkeiten (Streitereien, Vorwürfe des Partners usw.) und berufliche Probleme (unentschuldigtes Fernbleiben vom Arbeitsplatz, Angetrunkensein während der Arbeit usw.) hervor; die gesamten Konflikte werden somit immer mehr, und der Drang danach, diesen Konflikten aus dem Weg zu gehen, wird immer größer ("Teufelskreis").

Welche Rolle spielt der Arbeitsplatz für die Entstehung des Alkoholismus?

Es gibt erhebliche Unterschiede in der Häufigkeit des Alkoholismus in den einzelnen Berufen. So sind Angehörige von sog. "Alkoholberufen", d.h. Berufen, die mit der Alkoholproduktion und dem Alkoholvertrieb zu tun haben (z. B. Gastwirte, Kellner) besonders gefährdet. Weiterhin sind Angehörige von Baubetrieben gefährdet, aber auch Selbständige ohne feste Arbeitszeit und Mitarbeiter im Außendienst.

Welche Rolle spielt die Meinung der breiten Öffentlichkeit für die Entstehung des Alkoholismus?

Die Meinung der breiten Öffentlichkeit zum Alkohol bzw. Alkoholkranken ist ausgesprochen zwiespältig. Während einerseits der Alkoholabhängige in unserer Öffentlichkeit als "Säufer" negativ angesehen ist, wird auf der anderen Seite zeitweiliges Rauschtrinken, z. B. im Fasching oder auf Volksfesten, eher als männlich und damit als außerordentlich positiv empfunden. Ein "ganzer Kerl" ist, wer möglichst viel Alkohol verträgt, und ein "Schwächling", wer nichts oder nur sehr wenig trinkt. Durch diese positive Einstellung zum Alkohol unterstützt die breite Öffentlichkeit den Alkoholkonsum und fördert dadurch letztlich auch die Gefahr der Alkoholabhängigkeit.

Eine große Rolle als Konsumvorbilder spielen Personen, die ganz allgemein als Leitbild und "Meinungsführer" wirken. Sie gibt es in den Massenmedien (vor allem im Fernsehen) genauso wie in kleineren Kreisen (z.B. Arbeitsgruppen oder Vereinen). Ihr Verhalten wird von vielen Menschen bewusst oder unbewusst übernommen. Dies gilt auch für ihr Konsum verhalten hinsichtlich Alkohol (und Tabak). In diesem Zusammenhang ist es selbstverständlich auch äußerst problematisch, wenn z. B. Sportler in Zeitungsanzeigen oder im Fernsehen für alkoholische Getränke werben.

Welche Rolle spielen die Trinksitten für die Entstehung des Alkoholismus?

Trinksitten sind mitverantwortlich für die Entstehung des Alkoholismus. Wo Alkohol aus religiösen Gründen verboten ist (z. B. in manchen islamischen Ländern), wird im Durchschnitt sehr wenig Alkohol getrunken. In den übrigen Ländern ist der Alkoholkonsum zwar erheblich größer, aber doch je nach Kulturkreis und Landessitten recht unterschiedlich. Es gibt Länder (z.B. Frankreich, Italien und Deutschland), wo regelmäßig zu den Mahlzeiten Wein oder Bier getrunken wird, allerdings noch in begrenzten Mengen. In anderen Ländern ist der regelmäßige Alkoholgenuss beim Essen nicht üblich; hier wird außerhalb der Mahlzeiten getrunken, wobei hochprozentige Alkoholika bevorzugt werden (z.B. skandinavische Länder, Nordamerika). Der Alkoholgenuss beschränkt sich hier nur auf einen Teil der Bevölkerung, der aber dann relativ große Mengen konsumiert, während ziemlich viele Menschen in diesen Ländern völlig abstinent leben (z.B. in den USA etwa ein Drittel der Bevölkerung).

Was hat die Freizeit mit dem Alkoholismus zu tun?

Die alleinige Ursache für eine Alkoholabhängigkeit ist sicherlich nicht in der Freizeit zu finden. Andererseits ist es aber eine Tatsache, dass im Laufe der letzten Jahrzehnte, vor allem durch die zunehmende Technisierung, den Menschen immer mehr freie Zeit zur Verfügung steht und dass diese freie Zeit sicherlich zu Problemen führt. Die Schwierigkeiten zeichnen sich vornehmlich in 2 Punkten ab:

– Die Gestaltung der Freizeit wird durch die Vielzahl der Freizeitangebote eher erschwert als erleichtert; eigenes schöpferisches Gestalten, eigene Phantasien und eigene Aktivitäten erscheinen nicht mehr notwendig (Fernsehen!).

– Viele Freizeitveranstaltungen sind üblicherweise mit Alkoholkonsum oder sogar Alkoholmissbrauch verbunden (z.B. Faschingsfeste, Vereinsfeiern, aber auch Sportveranstaltungen).

Warum wird der Alkohol heute für so viele Frauen zum Verhängnis?

Der Anteil der Frauen unter den Alkoholkranken ist in den letzten Jahrzehnten deutlich angestiegen (Verhältnis Männer: Frauen etwa 2:1, vor 40 Jahren 10:1). Dies dürfte mit der Veränderung der Rolle der Frau in unserer Gesellschaft zusammenhängen. Der Rollenwandel in Richtung Emanzipation hat neben vielen Vorteilen auch einige Risiken mit sich gebracht: Doppelbelastung der Frau durch Haushalt und Beruf, soziale Isolierung im höheren Alter, Angst vor dem Alleinsein u. a. Selbstverständlich haben viele Frauen aber auch in früheren Zeiten zur Konfliktbewältigung schon Alkohol getrunken; das Problem stand aber damals nicht so sehr im Blickpunkt der Öffentlichkeit.
Wie verschiedene Untersuchungen zeigen, leben ca. ein Drittel der weiblichen Alkoholkranken ohne festen Partner. Es ist jedoch nur schwer festzustellen, ob der Alkoholismus die Folge oder die Ursache des fehlenden Partnerschaftsverhältnisses darstellt.

Bemerkenswert ist weiterhin, dass bei einem hohen Anteil der alkoholkranken Frauen (bei ca. 30%!) auch Männer alkoholkrank sind.

Warum greifen so viele Jugendliche zur Flasche?

Der Anteil der Jugendlichen (unter 25 Jahren) unter den behandlungsbedürftigen Alkoholkranken in der Bundesrepublik Deutschland beträgt ca. 10%. Anders ausgedrückt: Zirka 120000-150000 junge Menschen unter 25 Jahren haben in Deutschland ein Alkoholproblem!

Sicher gibt es viele Gründe dafür. Zu den wichtigsten gehören:

– Viele Jugendliche haben Schwierigkeiten mit ihren Eltern; besonders häufig klagen sie über inkonsequentes oder ungerechtes Verhalten.
– Viele Eltern geben durch ihren Alkoholverbrauch den Kindern ein schlechtes Beispiel.
– Viel freie Zeit und relativ hohes Einkommen ermöglichen einen verstärkten Alkoholmissbrauch.
– Jugendarbeitslosigkeit führt zu großen persönlichen und familiären Problemen (z.B. vermindertem Selbstwertgefühl, Abhängigkeit vom Elternhaus u. ä.).
– Viele Jugendliche benutzen Alkohol zur Bewältigung ihrer Ängste in Schule, Beruf und Partnerschaft.

Weiterhin ist aus vielen Untersuchungen bekannt, dass es gerade die Gruppe der Gleichaltrigen ist, die einen intensiven Druck auf den einzelnen ausübt: er muss trinken oder glaubt zumindest, trinken zu müssen, um von den anderen anerkannt zu werden – und gerät dann auf diesem Wege in die große Gefahr der Abhängigkeit.

Gründe oder Ausreden?

Fragt man einen Alkoholkranken, warum er immer wieder zur Flasche greife, so weiß er meist eine ganze Reihe von Gründen anzugeben, z. B. "weil es so kalt ist" oder "weil es so warm ist" oder "weil ich so alleine bin" oder "weil ich in Gesellschaft gewesen bin" usw.

Schon aus dieser kurzen Aufzählung lässt sich ersehen, wie widersprüchlich diese "Gründe" sein können. Manchmal mögen sie sicherlich zutreffend sein, in vielen Fällen sind sie jedoch als bloße Ausreden zu bezeichnen.

Warum aber verfallen so viele Alkoholkranke auf diese oft recht fadenscheinigen Ausreden? Manchen Menschen fällt es sehr schwer, sich zu ihrem Verhalten zu bekennen. Sie flüchten sich in Phantasien und Lügen, u. a. aus Angst, wegen ihres Verhaltens von anderen Menschen abschätzig betrachtet zu werden – und dies trifft häufig tatsächlich zu!

Ausreden sind somit ein Schutz des Alkoholkranken vor der negativen Einschätzung durch die Umwelt, sicherlich aber auch ein Schutz vor sich selbst, um sich nicht als alkoholkrank akzeptieren zu müssen.