Vor allem in der ersten Zeit nach der Entlassung aus einer stationären Entwöhnungsbehandlung ist der Alkoholkranke noch stark gefährdet, wieder rückfällig zu werden. Wichtigster Schritt ist es deshalb, noch vor, spätestens aber sofort nach der Entlassung zu einer der Selbsthilfeorganisationen oder Nachsorgegruppen persönlichen Kontakt aufzunehmen. In diesen Gruppen findet er bei seinem neuen Start in die Umwelt Unterstützung und Zugang zu anderen Menschen. Hier kann er auch die Angst vor seinen Arbeitskollegen ("Was werden die wohl sagen?") besprechen oder das Unsicherheitsgefühl diskutieren, wenn er an einem neuen Arbeitsplatz anfängt ("Ob ich das wohl schaffen werde?"). Am Beispiel anderer ehemaliger Alkoholkranker kann er lernen, wie solche Probleme zu bewältigen sind.
Und wie steht es mit dem Stammtisch, mit Gasthäusern, Festveranstaltungen usw.? Soll er sich in diese Gefahren begeben?
Dem Alkohol ist in unserer Gesellschaft nicht auszuweichen! Wenn der Alkoholkranke sich relativ gefestigt fühlt, dem Verlangen widerstehen zu können, sollte er deshalb nicht versuchen, vor diesen Gefahren wegzulaufen. Sicherlich wird es jedoch in manchen Fällen besser sein, besonders gefährdende Veranstaltungen zu meiden. In jedem Fall aber ist es für den Alkoholkranken wichtig, offen und eindeutig zu sagen, dass er keinen Alkohol trinken will. In der Regel ist es nicht sinnvoll, diese Ablehnung eingehend zu begründen, womöglich noch mit Ausreden (z. B. "wegen der Leber").
Was sollen die anderen tun?
Was sollen die anderen tun, wenn der Alkoholkranke nach der Entwöhnungsbehandlung in einer Suchtfachklinik nach Hause kommt? Da der Alkoholismus nicht nur eine Angelegenheit des einzelnen Betroffenen ist, sondern auch ein Problem der Bezugspersonen, besonders der Familie, ist es sehr wichtig, wie sich diese ihm gegenüber verhalten.
In der Regel kann man davon ausgehen, dass der (ehemals) Alkoholkranke mit dem Willen zur Alkoholabstinenz und mit festen Plänen für eine Umgestaltung seiner Lebensführung heimkommt. Ob er diese Vorsätze verwirklichen bzw. durchhalten kann, hängt nicht zuletzt vom Verhalten der Umgebung ab. Angehörige, aber auch Arbeitskollegen, sollen die Alkoholprobleme des Betroffenen kennen und sich danach richten.
Die Erfahrung zeigt, dass Angehörige, Arbeitskollegen oder Stammtischfreunde sehr schnell akzeptieren, dass der Betroffene keinen Alkohol mehr trinkt. Dennoch sei hier darauf hingewiesen, dass es für den Betroffenen verhängnisvoll werden könnte, ihn in irgendeiner Form wieder zum Alkoholtrinken verleiten zu wollen. Zumindest taktlos wäre es, ihn bei jeder Gelegenheit mit spitzen Bemerkungen an seine Alkohol Vergangenheit zu erinnern (z.B.: "Ach so, wir müssen ja wegen deines Trinkens auf dich Rücksicht nehmen!").
Sehr wichtig ist es auch, den Betroffenen wieder voll, d. h. mit allen seinen früheren Rechten und Pflichten, in die Gemeinschaft aufzunehmen. Die Angehörigen sollen andererseits aber doch ein wachsames Auge auf den Betroffenen haben, vor allem auf sein Trinkverhalten. Wichtig ist es ferner, engen Kontakt mit der Behandlungsstelle zu halten und – wenn nötig – den Betroffenen dringend zu bitten, die entsprechenden Veranstaltungen zu besuchen.