Was ist das: Alkoholsucht?

Alkoholismus ist zwar ein unscharfer Begriff, er hat aber seit mehr als 100 Jahren weltweit Eingang in die Umgangs- und Amtssprache gefunden, so dass man nicht völlig auf ihn verzichten kann. Allerdings bedarf er genauerer Erklärung.

Abhängigkeit

Noch vor wenigen Jahrzehnten hat man formuliert: «Wen der Trunk körperlich, psychisch und in seiner sozialen Stellung geschädigt hat, der wird als Trinker bezeichnet.» Trunksucht, Alkoholsucht (Alkoholismus) wurde hier also durch die von ihr verursachten Schäden definiert. In den letzten 10 Jahren setzt sich aber mehr die Unterscheidung zwischen Alkoholmissbrauch und Alkoholabhängigkeit durch. Als Alkoholkranker sollte demnach nur gelten, wer zusätzlich zu seinen durch übermäßigen Alkoholkonsum verursachten körperlichen, psychischen und sozialen Schäden auch Zeichen einer Alkoholabhängigkeit aufweist. Die Abhängigkeit lässt sich durch bestimmte körperliche und psychische Merkmale charakterisieren.

Alkoholmissbrauch

Im Vorfeld des Alkoholismus steht der Alkoholmissbrauch. Der Alkoholmissbrauch lässt sich schwer beschreiben. Natürlich stellt ein Rausch immer einen Alkoholmissbrauch dar. Es hängt jedoch nicht nur von der genossenen Menge ab, ob von Alkoholmissbrauch gesprochen werden kann. Schon beim Konsum geringer Mengen kann ein Missbrauch vorliegen, z. B. wenn alkoholische Getränke zur Unzeit genossen werden (vor einer Autofahrt; bei gleichzeitiger Medikamenteneinnahme u. a.). Auch wenn ausschließlich Alkohol-Folgeschäden bestehen, wird noch von Alkoholmissbrauch gesprochen. Vom Alkoholmissbrauch gibt es fließende Übergänge zur Alkoholabhängigkeit.

Alkoholkrankheit

Wie bereits betont, ist als Alkoholkranker zu bezeichnen, wer alkoholabhängig ist oder erste Anzeichen der Entwicklung einer Abhängigkeit zeigt.

Wir wissen aber auch, dass wir sicherlich nicht allgemein von dem Alkoholkranken sprechen können; wir kennen vielmehr verschiedene Typen von Alkoholkranken und verschiedene Verlaufsstadien der Krankheit. Dabei sind die Art und Weise des Trinkens (Trinkverhalten) und die Schwere der Alkoholfolgeschäden maßgebend. Die Trinkmenge spielt nur eine nachrangige Rolle. Alkohol wird nämlich von verschiedenen Menschen unterschiedlich gut vertragen. Die Alkoholverträglichkeit hängt damit zusammen, ob der Mensch körperlich und seelisch gesund ist, ob er zusätzlich andere Gifte konsumiert (z. B. Nikotin) u. v. a. m. Es lassen sich somit für die Trinkmenge keine festen Grenzwerte («Verträglichkeitsgrenzen») angeben, innerhalb derer der regelmäßige Alkoholkonsum sicher gefahrlos ist.

Durch höchstrichterliche Urteile wurde anerkannt, dass die Alkoholabhängigkeit (und deren erste Anzeichen) als Krankheit anzusehen sind. Dies hat zur Folge, dass Alkoholismus auch versicherungsrechtlich wie jede andere Erkrankung gehandhabt wird, z.B. dass die Behandlungskosten vom zuständigen Kostenträger übernommen werden müssen. Dies gilt nicht für Privatkrankenkassen.

Die Alkoholsucht ist die häufigste und wichtigste sozialmedizinische Krankheit. Er ist in seinem Verlauf und in seinen Folgen (z.B. Zahl der Todesfälle) durchaus mit anderen Volkskrankheiten wie Herz-, Kreislaufkrankheiten, Krebserkrankungen oder Tuberkulose vergleichbar.