Forscher haben gezeigt, dass Alkohol schädlicher ist, als viele Menschen denken. Schon bei „risikoarmem Konsum“ sei man gefährdet. Alkohol verkürzt offenbar auch schon bei geringem Konsum das Leben und erhöht das Risiko für ernsthafte Krankheiten.
Viele Menschen sind nicht nur im Unklaren darüber, wie schädlich Alkohol für die Gesundheit sein kann, sondern schätzen auch die Menge des von ihnen konsumierten Alkohols falsch ein. Schließlich gibt es offizielle Empfehlungen, wie viel Alkohol pro Woche das Risiko und die Schäden gering hält. Für Männer sind das 120 Gramm und für Frauen 70 Gramm reinen Alkohols pro Woche. Das sind konkret neun Flaschen Bier mit 330 Milliliter bei fünf Volumenprozent Alkohol oder sieben 200-ml-Gläser Wein mit zwölf Volumenprozent Alkohol für Männer. Für Frauen sind es fünfeinhalb Flaschen Bier oder etwas unter vier Gläser Wein. Das ist weitaus weniger, als die meisten Menschen trinken. Im Schnitt trinkt ein Deutscher über 15 Jahren in der Woche 165 Gramm reinen Alkohol.
Potenzielle Schäden für die Gesundheit
Damit trinkt der Durchschnittsdeutsche deutlich mehr als für einen risikoarmen Konsum empfohlen. Angela Wood, Statistikerin und Expertin für öffentliche Gesundheit von der Universität Cambridge, gibt nun andere Empfehlungen. Sie hat Langzeitstudien zwischen 1964 und 2010 ausgewertet, an denen fast 600.000 Menschen aus unterschiedlichen Ländern teilgenommen haben.
Der Schluss, zu dem sie gekommen ist, ist, dass auch kleine Mengen Alkohol Gefahren bergen. Sie empfiehlt unabhängig vom Geschlecht maximal 100 Gramm reinen Alkohols pro Woche. In vielen Staaten liegen die aktuellen Richtwerte deutlich höher.
Ein stärkerer Alkoholkonsum führt oft zu einem früheren Tod oder sorgt für Herz-Kreislauf-Leiden. Dabei sind Männer und Frauen gefährdet, auch wenn für Frauen das Risiko höher ist und in der Schwangerschaft auch das Ungeborene Schaden nehmen kann. Es ist weithin bekannt, dass Alkohol die Risiken für viele Krankheiten erhöht. Rund 1,8 Millionen Deutsche (mehr Männer als Frauen) sind von Alkohol abhängig. Für Tausende Menschen führt Alkohol jedes Jahr direkt zum Tod, viele weitere sterben an Folgeerkrankungen. Zudem verletzen betrunkene Menschen oft andere oder sich selbst, was auch zum Tod führen kann.
Kürzeres Leben durch Alkohol
Wer nicht völlig auf Alkohol verzichten will, kann durch einen geringeren Konsum sein Leben verlängern und sein Risiko für Schlaganfälle, Herzprobleme und Bluthochdruck verringern. Dabei verkürzt man sein Leben umso mehr, je mehr man trinkt. Experten und Suchtspezialisten denken schon darüber nach, auf Basis dieser Studie ihre Empfehlungen zu überarbeiten.
Mehr Warnhinweise für ein besseres Risikobewusstsein
Ein ungewöhnliches Ergebnis der Studie ist, dass Alkohol sich in sehr geringen Mengen positiv auf Herzinfarkterkrankungen auswirken kann. Es kann aber auch sein, dass diese Korrelation dadurch entsteht, dass dieser Konsum zu Menschen mit einem hohen Lebensstandard und guter Gesundheit gehört. Der negative Einfluss überwiegt deutlich, denn gerade das Krebsrisiko erhöht sich durch Alkohol stark. Aus diesem Grund muss man darüber nachdenken, wie die Gesundheit der Bevölkerung verbessert und der Alkoholkonsum verringert werden kann. Dabei spielt das Risikobewusstsein eine große Rolle. Zur Zeit wird dazu eine Studie durchgeführt, die die Wirksamkeit von Warnhinweisen untersucht, wie es sie auch bei Zigaretten gibt.
Geringerer Alkoholkonsum unter Jugendlichen
Positive Auswirkungen auf die Gesundheit durch geringeren Alkoholkonsum kann Woods Studie nicht in ihrem vollen Ausmaß zeigen. Das liegt daran, dass jemand, der eine Alkoholsucht hinter sich gelassen hat, in den Daten als Nichttrinker gilt. Zudem kamen die Daten zum Alkoholkonsum aus Befragungen, und wie bereits oben angeklungen ist, unterschätzt man schnell, wie viel man trinkt.
Auch viele Jugendliche trinken wenig, zumindest weniger als die Generationen vor ihnen. Auch wenn weniger Jugendliche trinken, ist das sogenannte Binge-Drinking noch immer ein Problem. Exzessives Trinken an einem Abend ist auch nach der Studie von Wood besonders schädlich. Experten fordern daher neben mehr Aufklärung und neuen Richtlinien auch Eingriffe des Gesetzgebers in den Alkoholverkauf. Die mächtige deutsche Alkohollobby würde sich aber deutlich dagegen stellen.
Als Rat für den zukünftigen Alkoholkonsum sollte man nur hin und wieder und insgesamt wenig trinken, um sich vor den negativen Folgen für die Gesundheit zu schützen.