Die sozialen Folgen des übermäßigen Alkoholkonsums betreffen vornehmlich:
– Familie (Partner und Kinder),
– Beruf und finanzielle Situation,
– Verkehrstüchtigkeit,
– soziale Kontakte (Isolierung),
– Kriminalität.
Alle diese sozialen Folgeerscheinungen führen dazu, dass der Betroffene in der Regel Schritt für Schritt einem deutlichen sozialen Abstieg entgegengeht!
Familie
Partner und Kinder, also die unmittelbaren Angehörigen, werden meist als erste von den Folgen des übermäßigen Alkoholkonsums betroffen. Bereits von der Phase des übermäßigen Trinkens an wird der Partner durch Grobheiten bis hin zu Prügeleien, durch Taktlosigkeiten und Geringschätzung beleidigt und herabgesetzt. Der Partner nimmt den Betroffenen dennoch häufig den Verwandten, Freunden und Bekannten gegenüber in Schutz und versucht dadurch, den Schein einer „heilen Familie“ zu wahren. Mit dem Fortschreiten der Krankheit lässt sich jedoch ein Zerfall der Partnerschaft nicht aufhalten. Allmählich verliert der Kranke jegliche Autorität, er ist nicht mehr in der Lage, Aufgaben und Verpflichtungen wie vor Beginn seiner Krankheit nachzukommen. Ein Teil dieser Aufgaben geht also jetzt an die anderen Familienmitglieder über, die sich nun auch gefühlsmäßig von ihm abwenden. Es ist deshalb nicht verwunderlich, dass die Scheidungsrate bei Ehen mit Alkoholkranken wesentlich höher liegt als in der übrigen Bevölkerung. In vielen Fällen ist dann die Ehescheidung nicht nur die Folge, sondern auch die Ursache des Fortschreitens des Alkoholismus. So entsteht ein Teufelskreis, der schließlich zu einer völligen Vereinsamung, zum endgültigen Verfall an die Krankheit und letztlich auch zu der hohen Selbstmordgefährdung von Alkoholkranken führt.
Wie der Partner leiden auch die Kinder: der Kranke ist oft autoritär, ungerecht und unberechenbar. Wegen Nichtigkeiten werden die Kinder schwer bestraft; sie entwickeln schließlich Angst und versuchen, dem Kranken aus dem Wege zu gehen. Andererseits aber: ist dieser nicht alkoholisiert, dann kann er der/die beste Vater/Mutter sein, zugänglich, nett und zärtlich. Somit schwanken die Kinder oft zwischen Ablehnung und Zuneigung und sind ratlos, wie sie sich letztlich verhalten sollen. Unter diesen Umständen ist es nicht überraschend, dass sich unter Kindern von Alkoholkranken besonders häufig Sonderschüler und Schüler finden, die mindestens eine Schulklasse wiederholen mussten. Kinder von Alkoholkranken besuchen auch selten eine weiterführende Schule. Ferner häufen sich bei ihnen Krankheiten, die auf Verwahrlosung zurückzuführen sind, ebenso wie kriminelle Handlungen. Weiterhin ist sicher, dass Kinder aus Familien Alkoholkranker in weitaus höherem Maße wieder alkoholabhängig werden.
Beruf und finanzielle Situation
Die berufliche Leistung wird durch den Alkoholkonsum in vielfältiger Weise negativ beeinflusst. Es kommt zu einem Leistungsabfall, besonders bei Berufen, die ein hohes Konzentrationsvermögen, rasche Reaktionsfähigkeit, genaue Sehleistung, Geschicklichkeit, große Sorgfalt und Gewissenhaftigkeit verlangen. Störungen in diesen Leistungsbereichen werden durch die verschiedenen körperlichen und psychischen Folgeerscheinungen erhöhten Alkoholkonsums hervorgerufen.
Alkoholismus führt auch zu einer vermehrten Unfallhäufigkeit am Arbeitsplatz. Dies konnte in sehr genauen Untersuchungen in verschiedenen Ländern nachgewiesen werden.
Weiterhin führt der Alkoholismus zu einer Häufung des entschuldigten und unentschuldigten Fernbleibens von der Arbeit. So konnte man z. B. feststellen, dass Alkoholkranke wesentlich häufiger als Personen mit üblichem Alkoholkonsum arbeitsunfähig sind, und zwar meist wegen ihrer Rauschzustände oder körperlichen Alkoholfolgeerscheinungen. Durch die vielen Krankmeldungen und/oder wegen seines Alkoholtrinkens am Arbeitsplatz fällt der Kranke allmählich auch den Vorgesetzten auf, die ihn anfangs vielleicht ermahnen, ihn aber im Wiederholungsfalle entlassen. Er wechselt also häufig seinen Arbeitsplatz, hat deshalb keinen richtigen Kontakt mehr zu seinen Arbeitskollegen, aber auch keine richtige Beziehung zur Arbeit selbst. Er muss sich mit Arbeiten beschäftigen, die nicht seiner Ausbildung entsprechen, er verdient weniger, verliert deshalb auch die „Lust“ an der Arbeit und damit seinen festen Halt: der weitere berufliche und finanzielle Abstieg ist nicht mehr aufzuhalten.
Verkehrstüchtigkeit
Der Alkoholeinfluss spielt als Unfallursache bei Kraftfahrern, Radfahrern und Fußgängern eine erhebliche Rolle. Durch die Wirkung des Alkohols kommt es zu einer Beeinträchtigung der gesamten Persönlichkeit und verschiedener Leistungsfunktionen, die beim Verkehrsteilnehmer vorausgesetzt werden müssen (vor allem Gleichgewicht, Seh- und Reaktionsvermögen). Alkohol führt dabei zu einer Überschätzung der eigenen Leistungsfähigkeit, zu einer Steigerung des Leichtsinns, zu mangelnder Sorgfalt und zu einer Verringerung des Verantwortungsgefühls. Alkoholkranke haben dreimal soviel Verkehrsunfälle wie Nichtalkoholkranke.
Soziale Kontakte (Isolierung)
Bitter ist für den Alkoholkranken auch die zunehmende Isolierung: Verwandte, Freunde und Bekannte ziehen sich allmählich vom Kranken zurück. Er ist ihnen zu unzuverlässig und zu unberechenbar. Sie sind peinlich berührt, wenn er in alkoholisiertem Zustand sich selbst oder auch seinen eigenen Partner bloßstellt, wollen mit ihm nicht auf eine Stufe gestellt werden. Sie sagen sich von ihm los und lassen ihn mit seiner ganzen Problematik allein.
Kriminalität
Durchschnittlich etwa 20% der strafbaren Handlungen werden unter intensiver Alkoholbeeinflussung begangen. Alkohol kann unmittelbar zu Erregungs- und Enthemmungszuständen führen, die in Delikten wie Körperverletzung, Widerstand gegen die Staatsgewalt, Beleidigung, Sachbeschädigungen und Sittlichkeitsverbrechen münden können. Weiterhin wird durch langzeitigen erhöhten Alkoholkonsum die Persönlichkeit des Kranken verändert. Folgen können sein: Unterschlagungen, Diebstähle, Zechprellereien, Sexualdelikte u. ä. Schwer wiegen in diesen Fällen häufig die Körperverletzungen, die im Rahmen des sogenannten alkoholischen Eifersuchtswahns begangen werden.